Beratung bei dem Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen
Artikel: KURIER Altenburg 24.09.2022
Altenburg. Mit diesem Thema beschäftigt man sich vermutlich erst, wenn man unmittelbar davon betroffen ist. Das geht mitunter schneller, als man sich das vorstellen kann.
Die Beeinträchtigung des Sehvermögens oder gar der Verlust verursachen eine große Umstellung für die Betroffenen. Für sie gibt es die Möglichkeit, sich vom Blinden- und Sehbehindertenverband (BSVT) beraten zu lassen. Der BSVT ist eine Selbsthilfeorganisation mit rund 5.000 Blinden und 15.000 sehbehinderten Menschen in Thüringen. Die Kreisorganisation Greiz-Altenburg hat 33 Mitglieder. Wie kann ich mir den Alltag erleichtern, welche Hilfen kann ich beantragen? All diese und noch viele Fragen darüber hinaus werden bei der kostenlosen überregionalen Beratung, welche einmal monatlich im Landratsamt stattfindet, beantwortet. Diese habe ich mir einmal genauer angeschaut.
Der Tisch in dem kleinen Beratungszimmer des Altenburger Landratsamtes ist voll mit Broschüren und Produkten, welche den Alltag für die Betroffenen erleichtern sollen.
Martina Schenk, Leiterin der überregionalen Beratungsstelle Ostthüringen und Karola Brunsch, ehrenamtliche stellvertretende Vorsitzende der Kreisorganisation treffen letzte Vorbereitungen. Martina Schenk bietet eine fachliche Beratung rund um das Auge an, Karola Brunsch zeigt den Mitgliedern des BSVT Möglichkeiten für Treffen und einen Erfahrungsaustausch unter Betroffenen auf. Die Beratung richtet sich an alle, die blind, sehbehindert, taubblind oder davon bedroht sind – sowie deren Angehörige. Darüber hinaus werden Personen mit einem Augenleiden jeglicher Art sowie zu allgemeinen Fragen zum Sehvermögen beraten. Es empfiehlt sich, sich vorab telefonisch anzumelden, sodass das Angebot auch individuell zugeschnitten werden kann. “Wo wir helfen können, helfen wir”, sagt Martina Schenk. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältiger als vermutet.
Am meisten helfen die beiden engagierten Frauen bei Fragen und Antragstellungen, welche beispielweise das Thüringer Sinnesbehindertengeldgesetz oder das Schwerbehindertenfeststellungsverfahren betreffen. Diverse Hilfsmittel können vor Ort angeschaut und getestet werden. Darüber hinaus gibt es eine Firmenliste, wo das vorab getestete Hilfsmittel dann direkt bestellt werden kann. “Wir empfehlen beispielsweise „Low Vision Optiker” – sie setzen dort an, wo Brillen nicht mehr helfen”, erklärt Martina Schenk. Optiker können bei Bedarf elektronische Hilfsmittel wie digitale Handlupen oder Vorlesegeräte vorstellen und empfehlen. Hilfsmittel, welche vom Augenarzt verschrieben wurden, werden ganz oder teilweise über die jeweilige Krankenkasse abgerechnet. Auch hierzu kann die überregionale Beratungsstelle Ostthüringen unterstützen. Martina Schenk kann mit ihrer Zertifizierung „Blickpunkt Auge” zu jeder möglichen Augenkrankheit Auskunft geben. Dazu leitet sie regelmäßig Infoveranstaltungen. Im Allgemeinen läuft die Zusammenarbeit mit den Augenärzten sehr gut.
Mit ihrer Beratungstätigkeit steht der Blinden- und Sehbehindertenverband den Patienten der meist stark frequentierten Augenarztpraxen unterstützend zur Seite. Im Gespräch stellen sich zudem oft psychosoziale Ängste heraus, zu denen auch hier Lösungsansätze vorgeschlagen werden können. Denn mit einer Einschränkung oder gar dem Verlust der Sehkraft kommen viele Fragen auf einen zu – Arbeit, Reha, Umschulung? Auch für solche Ängste hat die ausgebildete Diplom- Sozial-Pädagogin Martina Schenk ein Gespür. Karola Brunsch berät aus ihrer eigenen Erfahrung heraus – denn Sie ist selbst sehbehindert. Sie hat viele Tipps, welche den Alltag einfacher machen können.
Die Altenburgerin kann darüber hinaus verschiedene Freizeitangebote und Möglichkeiten des gemeinsamen Austausches aufzeigen. Die Kreisorganisation vernetzt sich regional mit dem AGATHE-Programm, um sich so noch mehr Möglichkeiten bieten zu können. Über die Beratungen hinaus möchte der BSVT die Bevölkerung auf die Menschen mit Sehbehinderungen aufmerksam machen. Martina Schenk kann sich dazu sehr gut Aufklärungen in Schulen vorstellen. Hierfür ist eine Unterrichtseinheit „Ein Tag mit Herrn Weißstock” vorbereitet. Die Beratungsgespräche finden jeweils am zweiten Mittwoch im Monat im Landratsamt Altenburg statt. Der nächste Termin ist am 12. Oktober 2022, 10.00 bis 13.00 Uhr. Anmeldung über Telefon 03643/742906. Die Beratung ist kostenlos.
Quelle: Nadine Heiche Redaktion KURIER Verlag KG, Frauengasse 28, 04600 Altenburg