Die Kreisorganisation Jena des Blinden- und Sehbehindertenverbandes hatte am 1. April eine Wanderung ins Weingut Zahn zur Weinverkostung geplant. Nicht als Aprilscherz…, sondern als gemeinsames Miteinander. Aufgrund der Corona-Situation mussten wir jedoch alles absagen. Wir informierten unsere Mitglieder, dass wir dies erst einmal auf unbestimmte Zeit verschieben müssen. Auch ein Gruppentreffen und unsere gewohnten sozialen Veranstaltungen wurden erst einmal abgesagt. Die Beratungsstelle wurde geschlossen, und wir gingen erstmal ins Homeoffice. Wir überlegten, wie wir unser Verbandsleben trotz dieser Krise aktiv weiter gestalten können. Zunächst fiel unserem Stellvertreter ein, wir könnten den iPhone-Stammtisch über eine WhatsApp-Besprechung durchführen. Dies klappte ganz gut. Wir tauschten uns eine volle Stunde zu viert am Telefon über Probleme und Neuigkeiten des iPhones aus. Danach kam Herr Bodsch auf die Idee, die Weinverkostung doch ebenfalls über WhatsApp zu versuchen. Doch da stolperte er über eine Hürde, denn zu WhatsApp-Besprechungen kann man nur vier Personen einladen.
Wir grübelten und kamen dann schließlich auf die Idee, dies per Skype zu versuchen. Wir fragten alle Mitglieder, die über WhatsApp erreichbar sind an, ob sie sich vorstellen könnten, eine virtuelle Weinverkostung mitzumachen. Schließlich meldeten sich zehn Mitglieder, die unsere Idee total gut und wert fanden, probiert zu werden.
Wir riefen alle einzeln an und erklärten ihnen, wie man Skype einrichtet. Nun waren wir alle gespannt, ob es wirklich klappt. Am 1. April pünktlich um 17:00 Uhr lud Herr Bodsch die Mitglieder ein. Es war wahrlich grandios, denn es klappte. Ich begrüßte die Mitglieder, beschrieb, was auf unserem Tisch stand – eine Flasche Wein, Weingläser, Käsewürfel – und stellte als erstes einen Weißwein vom Weingut Zahn vor. Danach stellte jedes einzelne Mitglied unserer Skype-Gruppe seinen ganz speziellen Lieblingswein vor, und wir erhoben gemeinsam die Gläser auf unsere Gesundheit.
Wir plaudern fröhlich miteinander und hatten viel Spaß dabei. Und völlig unbemerkt waren zwei Stunden ins Land gegangen, mal relativ unbeschwert. Unsere Mitglieder sind aufgrund ihrer Sehbehinderung ohnehin schon im täglichen Leben eingeschränkt und oft auch auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen. Wir sorgen uns in der großen Gruppe umeinander, nutzen Telefonketten, rufen einander wenigstens an. Viele von uns haben bei Bedarf helfende Augen und Hände, die wichtige Besorgungen übernehmen. Selbsthilfe, wie sie leibt und lebt…
Es war eine superschöner Nachmittag, und unsere Mitglieder wünschen sich eine Wiederholung.
Beitrag: Silke Aepfler, Vorsitzende der Kreisorganisation Jena des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Thüringen e. V.